Interview im DU-Kulturmagazin
Als Vertreter der dritten Generation ist Nicolas Walker Mitglied der Geschäftsleitung der Walker AG. Nicht nur familiär setzt das Unternehmen auf Nachhaltigkeit. Es schlägt als Produzent und Vertreiber von Lebensmitteln eine Brücke zwischen Berglandwirtschaft und Tourismus und erhält in einer Bergregion Arbeitsplätze.
Das Familienunternehmen feiert in drei Jahren sein 70-jähriges Bestehen. Sein Erfolgsrezept: harte Arbeit, Familiensinn und das Wissen um die gegenseitige Abhängigkeit von Mensch und Natur im Hochgebirge. Nicolas Walker ist ein Mann der Berge, ein Familienmensch, geerdet, heimatverbunden und trotzdem offen für Neuerungen.
Nach der obligatorischen Schule machte der heute 31-jährige eine KV-Lehre mit Berufsmatur, studierte später Wirtschaftspsychologe und gewann Einblicke in verschiedene Unternehmen im Schweizerischen Mittelland, bevor es ihn mit seiner Frau zurück in seine Heimat, die Walliser Berge zog, wo er im familiären Betrieb mithalf.
Nachfolge, eine Frage des Vertrauens
Als ihm sein Vater offeriert, in leitender Funktion ins elterliche Unternehmen einzusteigen und dieses weiterzuführen, will er zuerst schauen, ob ihm dies auch gefällt. Vater und Sohn vereinbaren gegenseitig eine sechsmonatige Probezeit. Danach war für beide klar, dass die Zusammenarbeit funktioniert. «Mein Vater vertraute mir und liess mich im Betrieb meine Ideen umsetzen», sagt Nicolas Walker, der dereinst seinem Vater als CEO folgen wird.
Seit drei Jahren führt er als Vertriebsleiter die Käseproduktion weiter, wofür sein Grossvater Arnold Walker in den 1950er-Jahren den Grundstein legte. Es war die Zeit des Ausbaus der Wasserkraft in den Alpen und Walker versorgte damals die Tausenden Arbeiter auf den Baustellen der Kraftwerke Grande Dixence und Mattmark mit Lebensmitteln.
Mit einem TV-Spot für den Raclette-Käse, der damals noch weitgehend unbekannt war, sorgte Arnold Walker für Furore im ganzen Land. Das Aufkommen des Tourismus führte dazu, dass die Nachfrage stieg, die Familie passte den Betrieb stetig den wachsenden Bedürfnissen an.
Heute ist das Unternehmen das grösste seiner Art im Wallis, wo es neben Hotels, Restaurants und den Grossverteilern auch Kantinen und Altersheime beliefert. Die Zusammenarbeit mit den Bergbahnen war richtungsweisend für diese Entwicklung. Indem die Walker AG garantierte, dass die Waren morgens um sieben Uhr an den Talstationen der Bergbahnen angeliefert wurden, stellte sie die Versorgung der Bergbetriebe sicher.
Nachhaltig in jeder Beziehung
Nicolas Walker ist sich nicht nur seiner Verantwortung für die Familie, sondern auch für die Bergwelt bewusst. Einen hohen Stellenwert in seinem Wertesystem haben Nachhaltigkeit und regionale Verankerung. Beides steht auch für den Käse, den er produziert. Für das Naturprodukt sind die Konsumenten bereit, einen guten Preis zu bezahlen. «Dies erlaubt uns, den 72 Bergbauern im Aletschgebiet und Goms, die uns beliefern, einen überdurchschnittlichen Milchpreis auszurichten», so Nicolas. Die Berglandwirtschaft solle sich schliesslich auch für die nächsten Generationen lohnen, die den Hof der Eltern übernehmen.
Nicolas Walker ist glücklich, in einem Familienunternehmen wirtschaften zu können: «Bei uns liegt der Fokus nicht auf den nächsten Quartalszahlen. Wir denken in grösseren Zeiträumen und an künftige Generationen». Anfang Juli erblickte Nicolas’ Töchterchen Malia die Welt. Ob sie dereinst als Vertreterin der vierten Generation das Unternehmen weiterführen wird? «Ich weiss es nicht, sie soll selbst entscheiden können. Meine Schwester hat auch einen anderen Weg eingeschlagen», sagt er.